Von Willi Heider, StD, Systembetreuer a. D.; Stefan Langer, Systembetreuer
Informationstechnologie begleitet uns heute auf Schritt und Tritt. Allein das Smartphone in unserer Hosentasche besitzt eine deutlich größere Rechenleistung als alle Supercomputer, welche die NASA für die Mondlandungsmissionen eingesetzt hatte.
1978 dagegen, um es mit der Songwriterin Sandi Thom zu sagen, „computers were still scary“, und und ebenso furchteinflößend waren die Kaufpreise der Rechner. Dennoch investierte die Stadt Augsburg die Summe von 120.000 DM – für diese Summe hätte man damals übrigens sechs fabrikneue Mercedes E-Klasse-Limousinen und vom Wechselgeld noch einen VW Golf anschaffen können – in einen Siemens-Großrechner SlECOMP 310: Ein „Ungetüm“ mit dem Volumen eines größeren Schreibtisches. Er hatte keine Festplatte, die Arbeitsspeicherkapazität wurde von zunächst 128 KB auf 256 KB erweitert, es konnten vier Bildschirme angeschlossen werden. Fünf Lehrer (Wimbauer, Dischler, Zeller, Umlauf und Heider) trauten sich vorsichtig an dieses Ungeheuer heran und lernten neben DOS und Basic auch schnell die Technik der Datensicherung, denn ein versehentlich gleichzeitig gegebener Druckauftrag überforderte die Maschine und führte zum augenblicklichen Systemabsturz.
Vier Jahre später wurde der erste Saal mit 16 „stand-alone Geräten“ eingerichtet, diese hatten immer noch keine Festplatte. Wozu auch? Nachdem das Betriebssystem DOS von einer 5½-Zoll-Diskette geladen war, wurde die Diskette mit der Standardsoftware eingelegt. Word, Multiplan, Dbase und GW-Basic beanspruchten nicht mehr als 256 KB! Die eigenen Dateien speicherte man auf einem zweiten Diskettenlaufwerk ab und druckte sie auf dem angeschlossenen langsamen, dafür sehr lauten Nadeldrucker aus.
Die Säle zwei und drei kamen 1985/86, und mit ihnen die Novell-Vernetzungstechnik und die neue Prozessorgeneration Intel 80186/80286. Unterrichtet wurde neben den Standardapplikationen erstmals auch die Finanzbuchhaltungssoftware.
Ein weiterer Meilenstein war das Schuljahr 1996/97. Der fünfte Computersaal – vom Förderverein gestiftet – wurde in den Weihnachtsferien vom Systembetreuer (Heider) und zwei Schülern (Bohm, Hofner) installiert, vernetzt und an das Internet angeschlossen. Die RWS gehörte somit zu den ersten Schulen Bayerns mit Internetanschluss! (Man beachte: „Surfen“ im Internet war 1996 auf der Cebit in Hannover immer noch eine kleine Sensation.) Die erste Homepage stellten bei der „Einweihung“ o. g. Schüler der damaligen Schulreferentin und der Presse vor. Die stolze Hardwareausstattung bestand aus einem Pentiumprozessor mit 100 MHz, aus einer 300MB-Festplatte und 8 MB RAM.
In den folgenden zehn Jahren wurden noch zwei weitere Computersäle und ein Funknetzwerk unter der Regie von Systembetreuer Willi Heider installiert. Seinem Nachfolger übergab Herr Heider 2006 ein Netzwerk mit ca. 150 PCs und zwei Servern. Unser ehemaliger Schüler, Herr Philipp Göllner, leistete Herrn Heider und Herrn Langer in dieser Übergangszeit unschätzbare Unterstützungsarbeit, auch zu unchristlicher Stunde.
2007 richtete der neue Systembetreuer einen achten Computersaal ein und vernetzte die Übungsfirma Mahler; 2008 ging mit Saal 9 ein weiterer EDV-Saal mit 30 Arbeitsplätzen ans Netz. Durch die Einrichtung neuer und die Vergrößerung bestehender Säle und Übungsfirmen verdoppelte sich die Zahl der Rechner in den letzten zehn Jahren auf über 300 – dazu kommen noch einmal ca. 80 private Geräte von Lehrkräften, die im Unterricht eingesetzt werden.
Heute teilen sich an der RWS gerade einmal zwei Schüler einen Rechner. Ein äußerst umfangreiches Netzwerk verbindet Arbeitsplätze in allen Gebäudeteilen mit den mittlerweile virtualisierten Servern. Unterrichtsausfall wegen Computerproblemen gibt es schon seit Jahren nicht mehr.
Die RWS-EDV ist Vorbild: Systembetreuer aus ganz Bayern werden bei uns im Rahmen von Schulnetzkursen der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung aus- und weitergebildet.
Die gesamte Einrichtung, Wartung und Pflege von Hardware und Software erledigt die RWS dabei aus eigener Kraft: Nicht nur die Rechner, auch die Saalbetreuer, der Systemadministrator und nicht zuletzt engagierte Schüler bilden ein sehr effizientes „Netzwerk“, das den täglichen Betrieb der EDV 40 Jahre lang erfolgreich gewährleistet hat. Unsere Schüler und ihre Eltern können auf unser Know-How und unseren Einsatz vertrauen.
Mit den Neuvernetzungsmaßnahmen im Rahmen der Brandschutzsanierung verbinden die Lehrkräfte der RWS daher auch die Erwartung, ein ebenso zuverlässiges und für Innovationen offenes Netzwerk bereitgestellt zu bekommen, wie die Schule es seit den Siebziger Jahren gewohnt ist. Auch wenn die Verantwortlichen beim Sachaufwandsträger entsprechende Zusagen gemacht haben – ein bisschen „scary“ sind Neuanfänge doch immer.