Am 30. April fuhren wir mit dem Bus nach Dachau, um die Gedenkstätte an das erste Konzentrationslager der Nationalsozialisten zu besichtigen. Es wurde am 22.03.1933 vom damaligen Reichsführer-SS Heinrich Himmler angeblich zur „Beruhigung der nationalen Bevölkerung“, in Wirklichkeit aber zur Ausschaltung politischer Gegner errichtet. Als wir dort ankamen, sahen wir schon die Schienen und den Ankunftsort der Gefangenzüge. Frau Engelhard, unsere Geschichtslehrerin, übernahm die Führung und erklärte uns am Eingang bereits, dass die Häftlinge hier drei Dinge zurücklassen mussten: ihre Rechte, ihr Eigentum und ihre Menschenwürde. Der Gang über das Gelände war für viele Schüler sehr bedrückend. Deshalb verhielten wir uns ruhig und hörten gespannt zu, was unsere Lehrer uns zu erzählen hatten. Dabei blickte ich mich immer wieder um und musterte das Gelände. Neben zahlreichen Wachtürmen und hohen Mauern mit Stacheldraht fielen mir die unzähligen Barackenreihen und der Appellplatz in der Mitte auf. Wir hörten, wie hier die Häftlinge antreten mussten und dann willkürlich entschieden wurde, wer arbeiten musste und wer erschossen oder gefoltert wurde. Wir besichtigten auch eine Musterbaracke, wo man gut sehen konnte, unter welch menschenunwürdigen Verhältnissen die Häftlinge damals untergebracht waren. Man konnte gut erahnen, dass es hier um das nackte Überleben ging. Besonders aufwühlend war der Besuch einer Gaskammer für mich, wo noch heute die Öffnungen zu sehen sind, aus denen damals das tödliche Gas strömte. Wir erfuhren auch, dass die Leichen anschließend in Massengräbern „entsorgt“ oder verbrannt wurden. Viele, auch berühmte Menschen mussten auf diese Weise ihr Leben lassen, und das alles nur wegen eines Wahnsinnigen, dachte ich. Am 29.04.1945, dem Tag der Befreiung, waren noch ca. 30.000 Insassen im Lager, von Krankheiten und Hunger gezeichnet, sodass viele auch diesen Tag nicht lange überlebten.
Um 11:45 Uhr ging es wieder zurück nach Augsburg, nicht ohne dass einige von uns vorher in dem kleinen Infoladen Andenken oder etwas zur Stärkung gekauft hatten. Ich werde noch lange an diesen Tag zurückdenken und habe nun ein viel besseres Verständnis für die Zeit damals.
Fatih Berberoglu, 9 AM