„Über den eigenen Tellerrand schauen…“

Terre des femmes„Über den eigenen Tellerrand schauen…“

Engagierte Diskussion in der Abschlussklasse der Reischleschen Wirtschaftsschule anlässlich des internationalen Tages „Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung“  

„Für junge Menschen ist es wichtig, dass sie über ihren eigenen Tellerrand schauen, dass sie von anderen Lebensumständen erfahren und sich auch für Menschen interessieren, die außerhalb ihrer Welt leben.“ Das ist die Meinung des Englischlehrers Alexander Müller von der Augsburger Reischelschen Wirtschaftsschule. Als im Englischbuch über weibliche Genitalbeschneidung berichtet wurde, beschlossen er und seine Abschlussklasse, sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzten. Anlässlich des internationalen Tages „Null Toleranz gegenüber weiblicher Genitalverstümmelung“  am 6. Februar, luden sie die Journalistin Cynthia Matuszewski von der Augsburger TERRE DES FEMMES (TDF) Städtegruppe ein. Gemeinsam schauten sie sich den 20-minütigen Film „Mein Blaues Licht“ an. Der Film wurde von der Augsburger TDF-Gruppe selbst produziert und zeigt ein Interview mit Fadumo Korn. Die Somalierin erzählt anschaulich ihre sehr persönliche, leidvolle Geschichte. Sie wurde mit sieben Jahren beschnitten und wäre an den Folgen beinahe gestorben. Darüber hinaus  vermittelt der Film Daten und Fakten zum Thema. Die Tatsache, dass täglich 8.000 Mädchen und Frauen beschnitten werden, also im Jahr drei Millionen Menschen von dieser Art der Verstümmelung betroffen sind, war für die 22 Schülerinnen und Schüler der Reischleschen Wirtschaftsschule eine unvorstellbar hohe Zahl. Keine Religion schreibt diese Art der Verstümmelung vor. In einer sehr engagierten und ernsthaften Diskussion fragten die jungen Menschen nach Betroffenen in Deutschland und nach Möglichkeiten hier vor Ort oder im Heimatland zu helfen. Immerhin leben in Deutschland nach Schätzungen von TDF 30.000 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind. 6.000 Mädchen sind akut gefährdet. Gute Bildung, langfristige Aufklärungsprojekte vor Ort und Strafverfolgung hier in Deutschland gehören zu einigen der Möglichkeiten, gegen Genitalverstümmelung vorzugehen. Auch über die Ursachen der Beschneidung wurde diskutiert und die Schwierigkeit einer Familie, aus den Traditionen auszubrechen, selbst wenn sie sich für ihre Tochter keine Beschneidung wünscht. Abschließend äußerte eine Schülerin den Wunsch, dass mehr Mütter in Zukunft den Mut aufbringen würden, mit dieser uralten Tradition zu brechen.