Ein Überlebender des nationalsozialistischen Terrors zu Gast an der RWS

Am 29. Mai 2013 war der 80-jährige Ernst Grube zu Gast an der RWS und berichtete den Klassen 9CH und 9DH von seiner Kindheit in der Zeit des Nationalsozialismus. Besondere Bedeutung kommt diesem Besuch deshalb zu, da er einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen ist, die von der Deportation in ein Konzentrationslager berichten können. Grube, der 1932 geboren wurde, wuchs als Kind einer jüdischen deutschen Mutter und eines nichtjüdischen deutschen Vaters in München auf. Nahezu von Anfang an musste er die Entrechtung, Diskriminierung und schließlich Ermordung der jüdischen Bevölkerung miterleben. Im Alter von sechs Jahren musste er mitansehen, wie im Rahmen der Reichpogromnacht am 9. November 1938 die benachbarte Münchner Synagoge in Flammen aufging. Auch an die zunehmenden Schikanen wie das Verbot eines Radios oder Fahrrads sowie die erzwungene Annahme der zusätzlichen Vornahmen „Sara“ und „Israel“ kann sich der alte Herr erinnern. Im selben Jahr noch wurde die Wohnung der Familie „arisiert“, was zur Folge hatte, dass der junge Ernst von seiner Familie getrennt in ein jüdisches Kinderheim gesteckt wurde. Diesen Ort empfand er als Zufluchtsort, auch wenn ihn die Kinder auf der Straße, stigmatisiert durch den Judenstern, immer wieder angepöbelten. Ab November 1941 konnte auch das Heim den Kindern keinen Schutz mehr bieten: Die Hälfte von ihnen wurde in Konzentrationslager verschleppt. Grube blieb dieses schreckliche Schicksal zunächst erspart, da er in der Denkweise der Nationalsozialisten lediglich als „Halbjude“ galt, was ihm eine gewisse Schonfrist einräumte. Weil die Vernichtung aller europäischen Juden jedoch beschlossene Sache war, wurde die Familie noch in den letzten Kriegsmonaten 1945 in das Konzentrationslager Theresienstadt in Tschechien deportiert. Bevor eine weitere Deportation in das Vernichtungslager Auschwitz durchgeführt werden konnte, befreite die Rote Armee am 8. Mai 1945 diesen „Vorhof der Hölle“, wie Theresienstadt von den Häftlingen genannt wurde. Auch wenn Grube damit das Schicksal der sechs Millionen ermordeten Juden erspart blieb, wurde seine Familie durch die wahnsinnige Rassenpolitik der Nationalsozialisten auseinandergerissen. Die Namen einiger verschollener Familienmitglieder entdeckte er später an einer Gedenkmauer im polnischen Vernichtungslager Belcek.

Die teilnehmenden Schüler und Lehrer waren tief bewegt von dieser Lebensgeschichte. Grube nannte als Grund für sein Engagement das immer noch vorhandene rechte Gedankengut bei Jugendlichen. So richtete er auch den Appell an die Jugendlichen, immer gegen Fremdenhass und Intoleranz einzutreten.

Wer noch mehr über Ernst Grube erfahren bzw. einen Eindruck von der Veranstaltung gewinnen möchte, hat die Möglichkeit, den Vortrag auf youtube.de als Film anzuschauen. Wolfgang Spieth hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht, ihn auf dieser Plattform allen Interessierten zugänglich zu machen.

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